Deutschland in einer Abwärtsspirale Ifo-Geschäftsklima
Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft trübt sich zunehmend. Das Ifo-Geschäftsklima, das als bedeutendstes Barometer für die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland gilt, ist auf 85,4 Zähler gefallen. Im Vormonat lag dieser Wert noch bei 86,6 Punkten. Laut Ifo, das die Umfrage unter rund 9.000 Führungskräften durchführte, handelt es sich bereits um den vierten Rückgang in Folge. Die Unternehmen bewerten nicht nur ihre aktuelle Geschäftslage als schlechter, sondern auch die Aussichten für die kommenden Monate erscheinen pessimistischer als zuvor.
„Die deutsche Wirtschaft gerät immer stärker unter Druck“, erläutert Ifo-Präsident Clemens Fuest. Besonders besorgniserregend ist der Rückgang im verarbeitenden Gewerbe, wo der Ifo-Index den niedrigsten Stand seit Juni 2020 erreicht hat. Schlechte Rahmenbedingungen, trübe Aussichten und ein verschärfter Auftragsmangel zeichnen ein düsteres Bild. Fuest betont, dass „die Kernbranchen der deutschen Industrie in Schwierigkeiten stecken“. Klaus Wohlrabe, Ifo-Konjunkturexperte, warnt, dass „die deutsche Wirtschaft am Rande einer Abwärtsspirale steht“.
Experten rechnen nun im besten Fall mit einer Stagnation
Der signifikante Rückgang des Ifo-Index wird als „kalte Dusche“ angesehen. Jörg Krämer, Chefökonom der Commerzbank, merkt an, dass dieses wichtige Barometer nun deutlich nach unten zeigt. Das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) könnte im zweiten Halbjahr bestenfalls stagnieren und auch für 2025 ist kaum Wachstum zu erwarten. „Mit einem Plus von nur 0,5 Prozent ist aufgrund der seit Jahren erodierenden Standortqualität kein wirklicher Aufschwung in Sicht“, so Krämer weiter. Das gewerkschaftsnahe IMK-Institut hat zudem seine Konjunkturprognose gesenkt und rechnet für 2024 nur noch mit einer Stagnation. Für das nächste Jahr wird ein langsames Wachstum von 0,7 Prozent vorhergesagt, was die Erwartungen dämpft.
„In dieser Situation benötigt Deutschland eine wirtschaftspolitische Zeitenwende mit umfassenden und kontinuierlichen Investitionen, insbesondere in erneuerbare Energien, Netze, Verkehrsinfrastruktur und Bildung“, erklärt Sebastian Dullien, wissenschaftlicher Direktor des IMK.
In den nächsten zehn Jahren sind zusätzliche Investitionen von rund 600 Milliarden Euro erforderlich. Auch die Umfrage unter Einkaufsmanagern hat den Hoffnungen auf einen Aufschwung einen kräftigen Dämpfer versetzt: Das Barometer ist im September unter die Wachstumsschwelle von 50 Punkten gerutscht, wie S&P Global kürzlich berichtete. Aktuell dümpelt die deutsche Wirtschaft am Rande einer Rezession. Nach einem Anstieg von 0,2 Prozent zu Jahresbeginn fiel das BIP von April bis Juni aufgrund sinkender Investitionen um 0,1 Prozent im Vergleich zum Vorquartal. Die Bundesbank erwartet, dass die Wirtschaft im laufenden Sommerquartal stagnieren oder erneut leicht schrumpfen könnte. Bei zwei Minus-Quartalen in Folge sprechen Fachleute von einer technischen, also vorübergehenden Rezession.
Disclaimer:
Die Informationen in diesem Artikel basieren auf Daten von Ifo und weiteren wirtschaftlichen Berichten. Die dargestellten Meinungen und Prognosen spiegeln die Sichtweise der genannten Experten wider.
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